Ein bewegender Einblick in die (Lebens-)Geschichte – Zeitzeugin Henriette Kretz zu Besuch am BKGuT
Unser BKGuT hatte die große Ehre, die Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin Henriette Kretz begrüßen zu dürfen. Dieser Besuch, der die Schülerinnen und Schüler sowie alle anwesenden Kolleginnen und Kollegen zutiefst bewegte, wird vielen wohl noch länger im Gedächtnis bleiben.
Das Leben einer Zeugin
Henriette Kretz erzählte, wie sie 1934 in eine jüdische Familie im damals polnischen Stanisławów geboren wurde. Ihre Kindheit war zunächst geprägt von Geborgenheit und familiärer Wärme – ihr Vater war Arzt, ihre Mutter Anwältin. Doch mit dem Einmarsch der deutschen Truppen und der Errichtung von Ghettos endete diese unbeschwerte Zeit brutal. Die Familie war ständiger Gefahr ausgesetzt, floh mehrfach und überlebte nur durch Glück, Mut und die Hilfe anderer. Henriette Kretz musste mit ansehen, wie ihre Eltern ermordet wurden – im Alter von acht Jahren! Sie selbst entkam der Situation und überlebte den Holocaust in einem Kloster.
In ihrer ruhigen, eindringlichen Art schilderte diese kleine zierliche Person unseren Schülerinnen und Schülern ihre Lebensgeschichte – nicht, um anzuklagen, nicht um vorzuwerfen, sondern um zu erinnern.
Es war ein leiser Vortrag. Ihre leise Stimme zeugte aber von dem Willen zu zeigen, dass es die Menschen auch selbst ein Stück in der Hand haben. An vielen Stellen in Ihrem Leben entschieden einzelne Begegnungen, über ihr und das Leben ihrer Familie. Die Schülerinnen und Schüler hörten gespannt und sichtlich bewegt zu.
Austausch mit unseren Schülerinnen und Schülern und großer Dank
Im anschließenden Gespräch mit unseren Schülerinnen und Schülern zeigte sich, dass die Anwesenden tief beeindruckt von der Stärke und dem Lebenswillen dieser Frau waren: Trotz des unvorstellbaren Leids ist sie nicht verbittert, sondern setzt sich mit großem Engagement für Aufklärung, Toleranz und Menschlichkeit ein. Die Schülerinnen und Schüler waren sehr beeindruckt und dankbar, dass sie nach Deutschland kommt und hier von Ihren Erfahrungen erzählte.
Besonders eindrucksvoll war, wie Henriette Kretz es verstand, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen: Sie ermutigte die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer, sich für eine offene und demokratische Gesellschaft einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen – gegen das Vergessen und gegen jede Form von Ausgrenzung und Hass.
Auf die Frage, wie sie nun dem Geschehenen gegenübersteht und welches Gefühl sie dabei habe, beschrieb sie, dass sie das Positive sehen und auch vermitteln möchte:
„Ich will keinen Hass und keinen Krieg! Ich will Liebe!“
Der Besuch von Henriette Kretz war weit mehr als eine Geschichtsstunde – er war ein tiefgreifendes Erlebnis, das lange nachwirken wird. Wir danken ihr von Herzen für ihr Vertrauen, ihre Offenheit und ihren Mut, ihre Geschichte mit uns zu teilen.
Es war ein Geschenk – und uns ein Auftrag.